Séjour

Galerie Bernd Kugler, Innsbruck

September 25 - October 31, 2025

Whereas Madeleine Boschan’s sculptural-architectural work previously featured wide openings, giving preference to passages, there has recently been an increasingly clear tendency to enclose, hold on to, and preserve places and spaces. The passages of her portals are becoming narrower, their permeability more delicate, and the painterly brushwork of their surfaces more defined.

Boschan’s new sculptures harbor a desire to linger, to remain, to not pass by. Her drawings, created in parallel, can be understood in the same way. Six lines outline two fields perceived in perspective that seem to move toward or away from each other spatially, yet always hold each other.

In this optical-virtual surface space, the two do not touch, but remain essentially open to the outside. A gap opens up between them, with which Boschan struggles. There, the physical relationship between form and surrounding space is embodied. An exciting interplay between opening and closing, inside and outside, between proximity and distance, this side and the other side.

In her exhibition Séjour (French for “stay,” “remain,” or “rest”), Madeleine Boschan translates this contradictory relationship onto three walls of the gallery. A seven-part series of larger-than-life shapes in a fluid rhythm of royal blue breaks through the static nature of the architecture.

In the midst of this sequence, which transcends and at the same time creates space, three framed ink drawings are placed at irregular intervals, functioning as pauses, stopping points, or something similar to a musical fermata. With such breaks, Madeleine Boschan creates space for contemplation, for the sensual and intellectual comprehension of the turbulent coexistence, the existential drama in which we always participate.

///////////////////////////////////////////////////////////

Wo sich in Madeleine Boschans bildhauerisch-architektonischem Werk zuvor weite Öffnungen auftaten und sie Passagen den Vorzug gab, stellt sich jüngst ein immer deutlicheres Umschließen, Festhalten und Bewahren von Orten und Räumen heraus.

Die Durchgänge ihrer Portale werden schmaler, die Durchlässigkeit filigraner, der malerische Duktus ihrer Oberflächen bestimmter.

Boschans neue Plastiken bergen den Wunsch nach einem Aufenthalt, einem Bleiben, nach einem Nicht-Vorübergehen. Derart sind auch ihre parallel entstehenden Zeichnungen zu verstehen. Sechs Linien umreißen zwei perspektivisch wahrgenommene Felder, die sich räumlich aufeinander zu oder voneinander weg zu bewegen scheinen und einander doch stets halten.

In diesem optisch-virtuellen Flächenraum berühren sich beide nicht, sondern halten sich nach Außen hin wesenhaft offen. Zwischen ihnen öffnet sich ein Spalt, um den Boschan ringt. Dort ist das durchaus körperliche Verhältnis von Form und Umraum verkörpert. Ein spannungsvolles Wechselspiel zwischen Öffnung und Schließung, Innen und Außen, zwischen Nähe und Distanz, Diesseits und Jenseits.

In ihrer Ausstellung Séjour (frz. Aufenthalt, Bleiben, Rasten) übersetzt Madeleine Boschan diesen gegenstrebigen Bezug auf drei Wände der Galerie. Eine 7-teilige Folge überlebensgroßer Flächenformen, in flüssigem Rhythmus mit Königsblau vorgetragen, durchbricht die Statik der gegebenen Architektur.

Inmitten dieser raumübersteigenden und zugleich raumbildenden Sequenz sind in unregelmäßigen Abständen drei gerahmte Tuschen platziert, die gewissermaßen als Pausen, Haltepunkte oder ähnlich einer musikalischen Fermate fungieren. Mit solchen Zäsuren räumt Madeleine Boschan Raum ein für Kontemplation, für das sinnlich-gedankliche Erfassen des bewegten Miteinanders, des existenziellen Dramas, an dem wir immer Anteil haben.

text / photos: Galerie Bernd Kugler, 2025